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Ankunft der Winged Warriors

Januar 2006
Die Kälte hat Deutschland fest im Griff. Ich rede mir ein, dass England ja ein mildes Seeklima hat, Minusgrade gibt’s da eigentlich gar nicht.

27.01.06
Hochdruckwetterlage über ganz Europa, mittlerweile ist es auch etwas wärmer geworden. Kaiserwetter, mal vom eisigen Ostwind abgesehen sind es nur 30°C zuwenig für mich.
Offensichtlich bin ich der einzige wirkliche Winged Warrior der aus Deutschland einfliegen will. Die einmotorige Piper ist klar für den Trip über den Kanal, der Flugplan ist aufgegeben, Wolverhampton Airport ist informiert und das Team von Focus TV will am Airport abholen, alles super, nur nicht über die Kälte nachdenken.

28.01.06
Der letzte Wetterbericht verspricht Sonne und Rückenwind für den Flug, ein letzter Anruf beim Focus Team, gegen 1200h werde ich in Wolverhampton ankommen. Sind diese Fernsehleute eigentlich zuverlässig? Zur Not habe noch die Nummer von meinem Bed & Breakfast, die würden mich auch abholen.
Auf geht’s den Gashebel auf „laut“ gestellt und ich rumple über die gefrorene Grasspiste, dann bin ich in der Luft, die Anspannung fällt ein wenig ab. Ich steige bei wolkenlosem Himmel auf 3000 Fuss, über Funk melde ich mich in Holland, und nach knapp einer Stunde liegt die Kanalküste vor mir. Auf gerader Linie sind es hier 200 km über Wasser. Wenn da der Motor ausfällt gibt’s kalte Füße. Das wäre noch eine echte Verschärfung des Tough Guy, und wenn nicht 30 Minuten nach der Wasserung ein Boot oder Heli da ist, nutzt mir meine Schwimmweste auch nichts mehr. – Hinfort finstre Gedanken! – Ein Blick auf die Instrumente, alle Anzeigen im grünen Bereich, Sprit ist auch OK, als warum sollte der Motor auch gerade jetzt ausfallen, er weiß ja nicht, dass wir über Wasser fliegen.

Land in Sicht, da liegt sie also die Insel der Verrückten!

Je näher ich nach Wolverhampton komme umso mehr Alu ist in der Luft, ich muss Augen und Ohren aufhalten. Der Rückenwind war noch stärker als vorhergesagt, 10 Minuten vor Ankunft funke ich dem Airport, das ich erst noch eine Runde über Mr. Mouses’ Farm drehe bevor ich lande. Bei der guten Sicht ist es kein Problem dem Race Track aus der Luft auszumachen. Ich schau mir das Gelände und die Umgebung genau an, nur im Westen ist eine Hochspannungsleitung. Alles frei für einen gefechtsmäßigen Anflug.


Die liebliche mittelenglische Landschaft in Erwartung des Ansturms.

Anflug auf Wolverhampton Airport. Direkt neben der Piste stehen ein paar Leute, offensichtlich sind die Fernsehleute schon da. Nun muss ich nur eine filmreife Landung hinlegen. Dann werde ich über Funk zum Abstellplatz gelotzt, die Kamera ist schon da, „taxi straight on to the camera“ bekomme ich vom Turm.

Die erste Szene ist im Kasten. Ich steige aus, so wie ich das immer mache, strecke mich etwas. Bevor ich auch nur hallo sage kann, meint son Typ mit ner großen Kamera: „ganz prima, das brauch ich gleich noch mal“ „vielleicht besser von hier, die Sonne, eh“.

Also noch mal das ganze … und noch mal …
Insgesamt steige ich sechmal an drei unterschiedlichen Positionen aus dem Flieger, nehme meine Tasche, mal rechts mal links und gehe an der Kamera vorbei. Fernsehen ist echt doof und ich fühl mich wie ein dressierter Affe.

Nach ner flotten Stunde sind Bettina die Moderatorin oder Chefin, Marius, der mit der großen Kamera und „wer auch immer“, der immer einen pelzverpackten Riesendödel in die Luft hält zufrieden. Ich will lieber wieder ins Cockpit, das ganze Team kommt mit. Mit Kamera, Riesendödel, Funkmikro, Tonband quetschen wir uns in den Flieger. Anschnallen braucht sich eigentlich keiner mehr, so eng ist das. Ich bin froh dass der Kameramann nur die Kopfstützen abmontiert und auf meine Bitte vom Rest die Finger lässt. Check, Anlassen, Freigabe, Rollen und Start, jetzt bin ich der Captain: „Kippe aus, Schnauze halten, Kotztüten in der Sitztasche!“

Wir fliegen rüber zu Mr. Mouse, dabei schon ein kurzes Interview, zwei Kameras laufen permanent. Wir drehen gemütlich über dem Race Track, ein anders Flugzeug dreht gerade ab. Damit wir ordentliche Luftaufnahmen bekommen lege ich die Maschine auf die Seite, alles im Kasten? OK! Jetzt kommt mein Spaß, 1000 Fuß, 1 km südwestlich der Farm:
Lights on, Fuel Pump OK, Motorinstrumente grün, Sonne im Rücken, Vollgas und nach unten! Bei knapp 300 km/h flitzen Bäume Klettergerüste und Scheunen vorbei. Bevor die Siedlungen auf uns zukommen ziehe ich steil hoch, drehe scharf nach rechts, genau in die Sonne.
Position, Cockpitcheck, Luftraum OK, auf ein Neues!
Kameramann und Copilot sind jetzt ziemlich still und aus den Augenwinkeln sehe ich Schweißtropfen auf der Stirn. Nur Bettina quatscht und fragt von hinten unentwegt. Wir landen wieder butterweich auf der Piste 04 von Wolverhampton. Wir steigen ganz normal aus dem Flieger aus und ich muss nur dreimal lässig zum Tower schlendern, dann verlassen wir das Set.

Mr. Mouses’ Farm for the Unfortunates

Damit auch jeder gleich im Bilde ist …

Marode und unübersichtlich eröffnet sich uns das Gelände. Mein erster Weg soll führt mich zu HQ, Registrierung und Startnummer abholen. Trotz TV-Tross gehe ich erst mal einfach rein … - und fast wirft es mich wieder zurück! Im HQ riecht es, als ob hier einige der Unfortunates auch über ihren Tod hinaus noch ein warmes Plätzchen am Ofen hätten.

Eine nette ältere Lady bedient den Karteikasten und gibt mir meine Startunterlagen. So einfach sollte sie aber nicht davonkommen. Bis Marius und Bettina zufrieden sind haben wir eine halbe Stund immer wieder die gleiche Szene gespielt. Ich stolpere über einen unfortunate Dog und Assoziationen an Dinner for One kommen mir in den Sinn.

Nun wollen wir das zweite TV-Team und zwei weitere Deutsche treffen. Zwei Deutsche? Im HQ und auf dem ganzen Gelände treffen mehr und mehr Verrückte ein, und Deutsch scheint zweite Amtssprache vom Tough Guy zu sein.

Angeblich ist unser Zielgruppe in der Großen Scheune, Nachtlager für die ganz Harten. Dunst und leichter Qualm zieht oben aus den notdürftig schließenden Toren. Ich hoffe wir kommen noch rechtzeitig um wenigstens einige mit Rauchvergiftung aus der Baracke zu retten. Als ich aus dem hellen Sonnenlicht das Tor trete bin ich angenehm überrascht wieder Verwesungsgeruch wahrnehmen zu müssen. Es dominiert der Rauch von einem halben dutzend Kohleöfen. Das Kohlenmonoxid wabert uns wahrscheinlich bis auf Kniehöhe um die Beine. Die Augen gewöhnen sich langsam an das wenige Licht, es gibt keine Gnade, die Scheune ist vollgestellt mit alten Polstermöbeln, Bettgestellen, Matratzen und Teppichen. Eine Menagerie ästhetischer Unfälle, die dank Feuchtigkeit und sorgfältiger Vernachlässigung zum Heim für zahlreiche Kleinlebewesen werden konnten.

Das zweite TV-Team dreht gerade wie CaBa und Felix sich ihr Nachlager suchen, die sind echt tough, ich würde um keinen Preis der Welt hier übernachten. Wer nicht von Kleinlebewesen angefressen oder weggetragen wird, stirbt zuverlässig am Kohlenmonoxid.

In der Drehpause haben wir die Chance uns kurz kennenzulernen. Als CaBa erzählt, dass er morgen im rosa Tutu antreten will halte ich das erst für’n Witz. Aber Tough Guys machen keine Witze.

Ehe der Lorenz hinter dem Horizont verschwindet, will ich mir schon mal einen Vorgeschmack holen von dem was mich morgen erwartet. Wenn’s nicht überall soviel Schlamm und Wasser wären, könnte es auch ein etwas groß geratener Abenteuerspielplatz sein, hier heißt das Arrangement martialisch the killing fields.

Was zu denken gibt, ist die Eisschicht, die alle Wasserflächen bedeckt. Die arme Sau, die als erste da reinspringt. Aus Gesundheitlichen Gründen entschließe ich mich morgen dem einen oder anderen den Vortritt zu lassen.

Der wirklich gefährliche Teil des Tough Guy kündigt sich am Abend mit ohrenbetäubenden Klängen von Rammstein, or whatever, an. Ein gemütliches BBQ bei knapp unter Null. Das Feuer reicht um einen Ochsen zu grillen. Aber die Briten stehen weniger auf Essen und mehr auf Trinken, wirklich wundern kann mich das nicht. Schell wird so ein ganz normales Lagerfeuer zu langweilig. Ozzy Osbourne tauscht die geleerte Absinthflasche gegen einen Kanister mit Petroleum, schnappt sich eine Fackel und bläst erstmal eine ordentliche Stichflamme in die Luft. Mit Absinth im Hirn und Petroleum im Mund ist die Orientierung echt schwierig. Die Flammen sprühen in alle Richtungen, diejenigen, die den komatösen Zustand noch nicht erreicht haben springen immer wieder auseinander um nicht angesengt zu werden. Nach einer Stunde ist der Spuk vorbei. Ozzy wendet sich wieder dem Absinth zu. Die Feuerspiele übernimmt nun eine Tussi, die genau den Vorurteilen über Engländerinnen entspricht. Uns lässt sie unbehelligt, uns steckt sich nur versehentlich selbst in Brand. Die Marshalls genießen erst das Spektakel, entschließen sich dann aber doch zu löschen.

Um Zehn ziehe ich mich zurück vom Schlachtfeld und freue mich auf ein warmes sauberes Bett.

TG-Day

Der Tag beginnt für mich mit einer warmen Dusche, heißem Kaffee und frischem Brot.

Auf der Farm rennen schon jede Menge abenteuerliche Gestalten herum

Wahrscheinlich hatte meine Mammi ihrem kleinen Michael zu nachhaltig das Indianerspiel auf Baustellen und in den Lehmbergen verboten. Als ich dann 19 war und die Schule zuende war, blieb mir der Dienst am Vaterland und damit die Chance als Rotarsch in den Dreck geschickt zu werden, aus gesundheitlichen Gründen erspart. So schleppte ich bis vor 5 Tagen ein übles Defizit mit mir herum.


3. Teil: der Tough Guy Tag

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