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TG-Day

Der Tag beginnt für mich mit einer warmen Dusche, heißem Kaffee und frischem Brot. Ausgeruht, sauber und wohlriechend geh ich rüber zur Farm of the unfortunates.

Auf der Farm rennen schon jede Menge abenteuerliche Gestalten herum.

Zwischen Wikingern und anderen Kriegern sehe ich auch einige Familien, die offensichtlich ihr Sunday Picknick durch nichts und niemanden stören lassen wollen.

Ich schlag mich erst mal zu den Scheunen durch, die als Rüstkammer, Umkleide, und Nachtlager dienen. Hier treffe ich einige der unfortunates, die den Tag nicht mit einer warmen Dusche beginnen konnten. Neben Verbrennungsprodukten, Verwesung und Moder steigen einem unweigerlich auch menschliche Ausdünstungen in die Nase. Na egal, das wird heute sicherlich nicht die übelste Wahrnehmung des Tages bleiben.

Caba und Loco hatten sich mit ein paar Strohballen ein „my home is my castle“ –Lager gebaut. Loco grinst schon wieder - eigentlich hat sich das auch den ganzen Tag nicht geändert – und langt in die Vaseline.

Ne, ne, nicht was ihr denkt! Vaseline ist nicht nur glitschig sondern dichtet auch Hautporen ab und isoliert. Natürlich kann man dann nicht mehr richtig schwitzen, aber das Risiko des Hitzetods scheint am heutigen Tag überschaubar. So cremen wir uns schön dick damit ein.

Da lauert uns auch schon wieder das TV-Team auf. Keine Gnade: umgezogen und gecremt wird, wo Licht zum filmen ist und nicht wo warm ist.

So langsam wird mir der Ernst der Lage bewusst, die Unterzeichnung der Death Warrant trägt da auch nicht zur Entspannung bei. Weil dass unbedingt in den Focus-Report soll, musste ich für die Kamera rund ein halbes Duzend Death Warrants unterschreiben. Die nette Lady am Counter bleibt britisch zurückhaltend bis Ton und Bild und Warrant im Kasten sind.

Noch vierzig Minuten bis zum Start, ich bin fertig verpackt und fühle mich angenehm warm. Auf Socken und Mütze verzichte ich, wird eh nur nass und schwer. Für alle Fälle packe ich meinen Buff in eine wasserdichte Tüte, dann kann ich mir wenigstens einmal unterwegs die Ohren wärmen.

Vor dem Startfeld treffen wir uns wieder mit den TV-Leuten. Bettina und Steffi von Focus schärfen uns ein, nach dem Start ganz links zu laufen, immer schön auf die Kameras zu achten und so. Interviews während des Rennens lehnen wir strikt ab. Dann kann’s losgehen.

Eigentlich hatte ich erwartet, dass zum Sammeln im Startfeld das Horn von Mittelerde geblasen wird, aber es ist nur Mr. Mouse der über die Schalltüten die Aufstellung zur Schlacht fordert.

Eine alte Kanone, bei der man nicht weiß ob es davor oder dahinter gefährlicher ist wir herangerollt und die Special Forces sortieren die Startaufstellung in Front Squad, Tough Guys, Wet Necks, Wobble Muckers und whatever. Wir Deutschen, Österreicher und so finden uns alle in der Front Squad, also der ersten Tausendergruppe wieder, als Gäste bekommen wir den Vortritt. Hey, in England wurde das Fair Play schießlich erfunden - thanx guys.

Dann Donnergrollen, Rauchpatronen - neben schreit ein rosa Hase: „pink, pink, pink!“, „Pink ist die Farbe des Tough Guy“ – alles wird in rosaroten Rauch gehüllt. Die Special Forces geben den Weg frei und die Meute hetzt los.

„Zusammenbleiben!“ denke ich noch, Loco sehe ich, Caba ist prima getarnt und schon nicht mehr auszumachen. Das Feld zieht sich auseinander, der Weg wird schmaler, es geht über das Farmgelände in die Country Miles. Die ersten zweihundert Meter versuche ich noch dem Schlamm etwas auszuweichen und über die Pfützen zu springen, dann gebe ich auf, nur durch!

Die Strecke liegt mir, holprige Wege, Viehweide, schmale Wildwechsel im Wald und ab und zu ein Graben, genau dass lauf ich gerne, es sind nur viel zu viele Läufer auf der Strecke.

Quasi in der Kolonne komme ich an die Slaloms, der erste ist noch easy, kenn ich doch vom Hülser Berg (mein Haushügel), in der zweiten Steigung, die ersten Ausfälle. Bergab ist nicht wirklich Erholung jeder zweite Schritt ist auf eine Wurzel oder in ein Loch. Statt auf Speed lauf ich altersgemäß auf Sicherheit. Irgendwo bei sieben oder acht hab ich auch das Zählen gelassen. Das ja auch schwer genug, ohne Hirn, das wir alle bereits vor Stunden ausgeschaltet hatten, damit keine intellektuellen Bedenken die einfältigen Instinkte bremsen können.

Nur einmal erinnere ich mich an Dinge vor dem Rennen: Das Frühstück kommt mir zu Bewusstsein, weil ich fast kotzen muss. Loco und Caba habe ich nun endgültig aus den Augen verloren, selbst an übersichtlichen Stellen ist nicht einmal ein rosa Hase auszumachen.

Dann endlich wieder eine ebene Strecke, mit reichlich Adrenalin im Blut geht’s mir richtig gut. Warm, locker und immer schneller. Doch Mr. Mouse hat noch eine Überraschung: Slaloms die Zweite.

Keine Ahnung wie oft ich den Hang rauf und runter bin, am Ende sind die Beine ganz schön schlapp. Ein letztes Gatter, dann ist die Spielerei vorbei.

Ghurka Grand National ist nichts weiter als Löcher in der Erde, mal groß mal klein aber immer mit Schlamm und Wasser drin. Der Schock des kalten Wassers bis zur Hüfte ist gar nicht so schlimm, alle wirklich wichtigen Körperteile haben sich nach innen gekrempelt.

Damit nicht jeder einfach so von Loch zu Loch hüpft sind da einige Netze gespannt. Immer wenn ich den Kopf hebe, passt er prima durch die Maschen und ich strangulier mich. Hilft nur eins, statt den Kopf nehm ich den Arsch so hoch wie möglich, das geht besser. War ja eigentlich klar, der Arsch ist hier eh wichtiger als der Kopf. Nur mit dem gucken hapert’s noch. Der Abstieg ins Elephant Hole kommt unerwartet und gerät daher unelegant.

Der Tiger ist kaum mehr als ein großes Klettergerüst vom Spielplatz, wäre da nicht das Schild. „Danger – High Voltage“ und ich bin klatschnass. Nur nicht denken, laufen, klettern, springen. Im Swamp hätte ich zumindest genau hinschauen sollen. Auf den Tümpeln schwimmen Strohballen, den ersten schaff ich trockenen Fußes. Beim zweiten finde ich mich mitten im Tümpel auf einem Strohballen, keine Chance das Ufer zu erreichen. Ein Schrei, ein Sprung was soll’s …

Bei den Vietcong Tunnels ist angeblich ein toter Tunnel dabei, egal nicht denken, durch. Zum robben sind die Röhren zu eng, aber mit der ganzen Vaseline sollte ich eigentlich nur so hindurchflutschen. Naja, ganz so leicht war’s nicht. Wie’s geht verrate ich nur denen die 2007 wieder dabei sind.

Das Schlimmste soll noch kommen, nach einer weiteren Kletterpartie und Wasserlöchern droht das unscheinbarste und hinterhältigste Hindernis, Underwater Tunnel. Heute morgen war noch Eis auf dem Wasser, die arme Sau, die als erste da rein musste.

Ich stehe bis zum Hals im Eiswasser, „pfffft“, mehr krieg ich nicht raus, als alle Luft meine Lunge verlässt. Keine Sekunde kann man hier die Luft anhalten. Drei Meter am Stück tauchen ist absolut undenkbar für mich. Wie paralysiert schau ich auf den ersten Balken. Für den Bruchteil einer Sekunde schaltet sich mein Gehirn auf Notbetrieb ein: „jede Sekunde in diesem Wasser kostet mehr Energie als 2 km laufen“. Los! 1 - 2 – 3 und ich stehe vor der Brücke, die Schmerzen sind höllisch, besonders am Kopf, ich muss hier endlich raus! Los! 1 – 2 – 3 durch und raus und rennen, rennen, rennen. Erstaunt stelle ich fest, dass ich wieder atmen kann und die Schmerzen lassen nach.

„Hey, Mr. Mouse, du schaffst mich nicht, jetzt kann mich nichts mehr aufhalten!“

Der Rest ist „a piece of cake“ wie der Brite sagt. Das Klettern macht richtig Spaß. An einer Brücke sehe ich vor mir lange Haare, die nicht zu nem Wikinger gehören. Kann das eine Frau sein? Als sich unsere Blicke kurz treffen muss ich ziemlich dämlich aus der Wäsche schauen, aber sie sieht wahrscheinlich an normalen Sonntagen auch anders aus.

Nach Walk the Plank verliere ich sie wieder aus den Augen, egal, eh zu kalt.

An den Dragon Pools wird’s noch mal spannend, 30 Meter an ein oder zwei Seilen über das Wasser. 30 Meter an einem Seil hab ich schon geschafft, aber da war ich vorher schlimmstenfalls ne Stunde durch den Wald gejoggt. Es dauert schier unendlich lange und mehrere Male hänge ich waagerecht zwischen zwei Seilen (Körperspannung, gell Loco) bevor ich das Ufer erreiche.

Durch den Tyre Torture kann man eigentlich flottdurchtanzen mit dem richtigen Rhythmus. Im Kopf krieg ich den Rhythmus klasse hin, dann schlage ich lang auf, die Beine sind halt doch nicht mehr ganz frisch. Irgendwie komme ich auch über die hässlichen Betonröhren, dann schwebe ich ins Finsh, zumindest fühle ich mich so. Augenzeugen berichten später von schleppenden Schritten und entrücktem Gesichtausdruck.

In meinem Kopf überschlägt sich alles: geschafft, Tough Guy, unmöglich, doch! - no limits! - . Ich weiß weder meine Zeit noch meine Platzierung, völlig egal. Ich könnte fliegen!

Ich muss langsam wieder auf den Boden kommen, trinken, warm werden, duschen, anziehen, wieder Mensch werden.

Tough Guys!


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