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Cptn StarDust and the Tough Guy Race 2006

Was treibt einen normalintelligenten Mensch dazu, an einem Sonntag im Januar gezielt das Gehirn auszuschalten, um nur noch instinktgesteuert durch die englische Landschaft zu taumeln?

Die Geschichte begann vor ungefähr einem Dreivierteljahr. Ich hing um so um halb Zwölf abends lustlos auf der Couch vor dem Fernseher, zappte die Kanäle durch und blieb auf einem Sportkanal bei den schier unglaublichen Bildern von TG 05 hängen. Heimlich, meine Frau im Dunkel lassend, hab ich dann im Netz gegooglet. Obwohl die Website alles andere als genial gestaltet ist war ich fasziniert von der verrückten Idee im Januar mit tausend Briten durch Dreck zu robben.

Ein Plan musste her für Organisation, Training, Ausrüstung, Motivation und Marketing in der Familie.

  1. Schritt: Marathon als Fitnesstest
    Nach 13 Jahren trete ich das erste Mal wieder beim Marathon an, im April geht’s von Dortmund nach Essen.

  2. Schritt Motivation
    Wenn ich nicht schneller bin als ’92 vergesse ist TG Kuf mir Pantoffel statt Laufschuhe.

  3. Schritt Marketing, Zielperson Ehefrau
    Timing ist alles. Sommerurlaub in der Toskana, nach einem netten Essen, die Kinder spielen irgendwo, das dritte Gas Rotwein und dann Salamitaktik:
    - die Engländer machen so nen Cross-Lauf im Januar,
    - der Erlös ist für nen gute Zweck, alte Pferde und so,
    - n paar Hindernisse gibt’s da auch noch,
    - die Engländer sind halt etwas spleenig.
    “Warum machste nich mal mit?“ säuselt meine Frau.

  4. Schritt Organisation
    Anmeldung ausgefüllt, Unterkunft besorgt.

  5. Schritt Training
    Da in der Toskana das Wetter im Juli ungefähr so ist wie in England im Januar, nutze ich die Chance und Laufe jeden Tag irgendwelche Berge rauf und runter, durch Flussbetten und Unterholz. 300km dann lösen sich meine Schuhe auf, taugten eh nur für die Straße.
    Wieder zuhause gibt’s neue Schuhe und dann geht’s an den Berg, 40 gnadenlose Meter hoch. Für den Niederrheiner der Mount Everest.
    Da mir klar ist, dass es nur mit Laufen nicht getan ist („Körperspannung Alter“ meinte loco) besorg ich mir erst mal 20 Meter Seil. In der Nachbarschaft wurde schon von Suizidgefahr gemunkelt als ich mit meinem Seil in den Wald laufe.
    Der erste Versuch, das Seil in Augenhöhe zwischen zwei Bäume gespannt, drangehängt und ich sitze mit dem Arsch auf dem Waldboden. Entweder das Seil ist nicht hoch genug oder nicht stramm genug!
    Der zweite Versuch, das Seil höher gespannt, schön stramm, von meinem Ast aus hänge ich mich dran. Hurra ich hänge – zumindest kurz, 4 Sekunde später sitze ich wieder mit dem Arsch auf dem Waldboden. Das Seil ist OK, nur die Sache mit dem festhalten ist noch verbesserungsfähig.
    Klimmzüge, Liegestütze, Situps, boah, so easy wie ich dachte ist das alles nicht.
    Die Nachbarn reden sowie wieder, weil ich jetzt nach jedem Laufen am Carport hänge – Körperspannung, gell.
    Völlig unerwartet kommt der November, jetzt könnte ich das mir der Kälte schon mal andeutungsweise trainieren. Ich überlege, wo kaltes Wasser ist, in das ich reinspringen kann ohne dass gleich die Feuerwehr kommt oder ein Retter sich hinterherstürzt. Ich hab’s, das Tauchbecken im Dorint Hotel. Da kann ich auch vorher noch in die Sauna, das liegt mir eh mehr als Novemberregen.
    Unter Schnaufen und Prusten gelingt es mir alle Körperteile unterhalb des Halses ins eisige Wasser zu drücken. Dann steht meine Entscheidung fest: Brrrrrr - ein echter Tough Guy härtet sich nicht vorher ab, sondern nimmt die Herausforderung auch so an. Oder ich besorg mir doch nen Ganzkörpercondom aus Neopren.

  6. Schritt Ausrüstung
    Die Kälte ist mein Feind. Das wusste ich eigentlich auch schon vorher. Richtig schnell laufen kann ich bei mindestens 25°C und Spaß macht’s auch noch jenseits der 40°C wenn ich genug Wasser habe. Für mich gibt’s nur zwei Möglichkeiten, entweder ich packe mich warm ein und besorg mir elektrische Heizsocken oder ich mach es uns drumherum ordentlich warm.
    Am 12.Dezember ist wohl irgendjemand auf die gleiche Idee gekommen. Das Ergebnis war ernüchternd. Trotz des Einsatzes von 200 Millionen Liter Treibstoff gelang es nicht die Lufttemperatur in England nachhaltig auf tropisches Niveau zu heben.
    Ich komme wieder auf die elektrische Variante zurück. Das Problem mit der Stromversorgung machte mir noch Kopfschmerzen, für kuschelige Wärme brauchte ich eine Leistung von rund 300 Watt für ungefähr eine Stunde. Der E-Techniker rechnet kurz und stellt fest: Ne kleine Autobatterie würd’s tun. Für die Country Miles wäre das zwar eine Plackerei, aber war tut man nicht alles um warme Füße zu haben. Das Aus für die Autobatterie kommt definitiv beim Titanic Plunge. Die Vorstellung mit einer Autobatterie im Arm aus 3 Metern Höhe in 2 Meter tiefes Wasser zu springen macht für mich endgültig den Gedanken an kalte Füße wieder attraktiv. Der Ingenieur gibt sich geschlagen. Ich stehe wieder am Anfang und entscheid mich für ganz normale leichte Laufkleidung. Das Schuhwerk bedarf noch genauerer Auswahl. Mit den Nikes ist schon bei feuchtem Waldboden am Ende. Im lokalen Laufshop werde ich fündig, Trailfox ist die Lösung: „… damit kannste senkrecht die Wand hoch“ meint Gundi. „Genau das hab ich vor, gibt’s die auch feuerfest?“ Gundi muss passen. Der Kompromiss ist tragbar.

  7. Schritt Druck aufbauen
    Damit ich nicht doch noch in letzter Sekunde abspringe, vielleicht weil Nieselregen angesagt ist oder ich mir nen Fingernagel abgebrochen, erzähle ich einigen Freunden von meinem Vorhaben. Die Reaktionen reichen von echter Hochachtung bis zum Angebot psychologischen Rates.

No way out, alle Vorbereitungen laufen optimal, Organisation, Ausrüstung, Kondition, Motivation. Der Januar kann kommen.

2. Teil :  Ankunft der Winged Warriors

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