Mein Erster - 4 Tage galaktischen Muskelkater


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.caba.de ]

Abgeschickt von KölschMän am 20 August, 2002 um 15:20:26:

Antwort auf: Re: 4 Tage galaktischen Muskelkater von LGirl am 16 August, 2002 um 13:50:53:

Hallo liebes Dasmitfreudigererwartungaufmeinenberichtgespannte Laktatgirl vom Niederrhein !

Am 3. September im Jahre 2000 des Herrn nach Chr. bin ich in Italien in Mergozzo (I) gestartet. Ich wünschte, dieses Rennen gäbe es noch weiterhin, da dort alles mit südländischer Ruhe und Gelassenheit ablief. Leider bietet der Veranstalter jetzt nur noch eine "läppische" Mitteldistanz an, dafür werde ich aber nicht mehr so einen Reise-Aufwand betreiben.

Jetzt meine Sicht des Rennens:
Mein vorher erklärtes Ziel war es so um 10 Stunden fünfzehn bis 10 Stunden dreißig unterwegs zu sein und noch mit Freude über die Ziellinie zu kommen und dabei so schnell zu sein, wie mein Kollege der Norweger-Holgi !

Geschwommen wurde im Lago di Mergozzo, unmittelbar an den Lago Maggiore angrenzend gelegen. Eines der saubersten Gewässer Europas. Ich kenne andere Strecken, da musste ich nach dem Schwimmen fast kotzen, z.B. in Lissabon in der Tejo-Mündung. Aber dies ist eine andere Geschichte.
Als erster stieg ich mit ca. 2-3 Minuten Vorsprung aus dem Wasser. Als ehemaliger und noch halbherzig aktiver Schwimmer habe ich mich auf meine Stärke besinnt und bin einfach locker und vor allem technisch sauber durchgeschwommen. (Das sollte allen zu denken geben, die im Training immer nur Kacheln zählen und mindestens 3 km schwimmen, damit sie meinen genug trainiert zu haben. Ein aus alter Tradition überliefertes rheinisches Schwimmer-Sprichwort lautet: "Technik siegt !"
Viele Grüße in diesem Zusammenhang an meine Schützlinge vom DLC Aachen. www.dlc-aachen.de)

Beim Radfahren ging's dann zur Sache. Motiviert vom begleitenden Kamerateam eines italienischen Sportsenders, von lokalen Journalisten und vom Fotografen des TRIATHLET-Magazins durfte ich mich mehr als eine Stunde lang auf der hügeligen Strecke fühlen wie Lance Armstrong bei einer Bergetappe. Dann, nach 45 km (erste von vier Runden), holte mich der erste ein, auf den folgenden Kilometern noch vier weitere Trias, so dass ich nach dem zweiten Wechsel immer noch unerwartet weit vorne lag.

Es wurde warm, sehr warm, und noch etwas wärmer beim Laufen. 33 bis 34 °C im Schatten, der aber war kaum vorhanden. Die Strecke über 4 1/2 Runden verlief weitgehend flach, jedoch mit jeweils einer knüppelharten Steigung.
Die Verpflegungsstationen lagen zwar zu weit auseinander für diese Spätsommerhitze, aber die Motorrad-Schiris nahmen sich Getränkekisten mit Wasser und verteilten einfach das Wasser fahrend auf der Laufstrecke. Was italienische Organisation nicht schaffte bügelte die italienische Improvisationskunst aus - sehr sympathisch !!! Wir hatten also genug zu trinken und zu kühlen.
Ich wurde im Laufe der 3. Disziplin von ca. 15 Athleten der Langdistanz überholt. So genau konnte ich das nicht überschauen, da gleichzeitig ein Rennen über die Kurzdistanz ausgetragen wurde. Ich selbst habe nur vereinzelt Kurzdistanzler überlaufen, im späteren Rennen auch noch einige Eisenmänner. (Die Kurzdistanzler feuerten uns Langmachern übrigens auch während ihres eigenen Rennen ständig an, das hilft, wenn's mal wehtut).
Im Ziel rechnete ich damit, vielleicht noch unter die ersten 20 oder sogar 15 gekommen zu sein, mit diesem tollen Erlebnis war ich sowieso mehr als zufrieden. (Dies war übrigens erst mein zweiter Marathonlauf. Der erste liegt 20 Jahre zurück. Für diesen damals habe ich CABA-mäßig 13 Tage Vorbereitung verwendet !!)

Die besten zehn sollten aufs Podest gehen und erhielten Prämien. Von Platz 10 an wurde aufwärts geehrt. Nachdem der achte Finisher aufgerufen wurde, witzelte ich zu meiner Allerallerliebsten (Bussi, Bussi und vielen Dank für Ihr Verständnis, wenn das Radtraining doch mal wieder 2 Stunden länger dauert als vorher geplant), dass ich sicher elfter geworden sei (Muphy's law !!). Als 6. durfte ich dann doch noch auf die Bühne - welch ein Gefühl und vor allem: Was für eine Überraschung. Fast alle Langmacher, die mich vorher überholten hatten noch eine Runde Rückstand, weil sie soviel länger mit dem Velo unterwegs waren.

Die gewonnen Kohle habe ich behalten, den gewonnenen Reisegutschein für eine Flug nach Kuba an die Freundin eines Mitstreiters verschenkt; ich hätte als angehender Vater sowieso keine Zeit gehabt, dorthin fliegen zu können.

Meine Herzallerliebste habe ich dann zur Feier des Tages zum Essen eingeladen. Das Restaurant bot übrigens einen herrlichen Blick auf den Zielbereich mit den nach und nach einlaufenden Langmachern. In der einsetzenden Abenddämmerung schmeckten die Biere doppelt gut - auch wenn sie nicht von kölscher Braukunst waren.

So meine liebe, dies ist die Geschichte: 9 Stunden vierundvierzig auf drei Minuten komprimiert.
Fast hätte ich vergessen: Acht Monate danach war ich mal wieder in bella Italia. Aufgeregt hielten zwei meiner Freunde aus Rimini eine Ausgabe des italienischen Triathlet-Magazins unter die Nase. Mit einem Riesen-Foto mittendrin........

Mittlerweile bin ich stolzer Vater eines Hawaii-Finishers im Jahre 2021 ;-)) Ihm kann ich dann zeigen, dass sein Alter auch mal mehr als dreißig Meter an einem Stück laufen konnte.


KölschMän !

P.S.
Die Leistung von CABA ist für mich viel übrigens beindruckender als meine eigene. Ich hatte fast zwei Jahrzehnte Triathlon-Erfahrung, er nur ein halbes Jahr. Mit Wünschen zur Genesung seiner schmerzenden Muskeln verneige ich mich vor ihm !!



Antworten:



Ihre Antwort

Name:
E-Mail:

Subject:

Text:

Optionale URL:
Link Titel:
Optionale Bild-URL:


[ Antworten ] [ Ihre Antwort ] [ Forum www.caba.de ]